Pro Tipps zum Vinyl digitalisieren

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Pro Tipps zum Vinyl digitalisieren

von

Daniel Blum

Ihr kennt das: Ihr kauft eine Plattenkiste und möchtet die Vinyl Scheiben digitalisieren. Ihr kennt die Scheiben womöglich noch gar nicht wisst auch nicht wie oft sie bereits gelaufen sind. Naja das merkt ihr spätestens beim „Machen“ ^^

Aber mal grundsätzlich eine Vorgehensweise wie man seine analogen Schätze gut digitalisiert.

Ich braucht: einen PC, eine Aufnahmesoftware, ein Audio-Interface, Kabel und natürlich einen Plattenspieler.

Das Setup sollte klar sein. Plattenspieler entweder über Vorverstärker (Line) oder Phono mit dem Audiointerface verbinden, möglichst so, dass wenig Grundrauschen entsteht. Viele neue Plattenspieler haben bereits einen Umschalter und den Verstärker schon integriert – Ihr merkt den Unterschied wenn ihr im Leerlauf des Plattenspielers die Aufnahme startet und euch den Grundpegel anschaut – erfahrungsgemäß ist Line besser. Welche Aufnahme Software ihr nutzt ist quasi egal – jede hat Vor- und Nachteile (hauptsächlich im Workflow und der Effekte) aber auch Freeware wie Audacity muss sich nicht verstecken.

Als nächstes solltet ihr Euer Aufnahmesystem etwas kalibrieren. Wie ihr merken werdet sind alle Platten unterschiedlich auch wenn es Richtlinien und Normen gibt wie die Platten gemastert werden. Wichtig ist hier einen guten Mittelwert zu finden damit die Pegel gut kommen aber es nicht übersteuert. Ihr müsst hier den Spagat zwischen eurem Audiointerface und der Aufnahmesoftware hin bekommen. Beim Platten samplen sollte man nie hart aussteuern sondern besser -6db Headroom lassen egal was die Anzeige da am Audio Interface anzeigt. Wichtig ist was die Software anzeigt und wo da die Pegel sind. Bevor man anfängt jede Platte nachzupegeln nimmt man besser mit einem Guten Mittelwert und etwas Headroom auf.

Ich für meinen Teil möchte gerne den analogen Klang der Platte so unverfälscht wie möglich haben – deshalb lasse ich die Finger von EQs. Meine Pegel hoppsen bei -9 bis -3db rum obwohl da manchmal auch schon eine Vinyl-Seite komplett an der 0db kratzt – wenn man das merkt regelt man besser etwas runter – nichts ist nerviger als eine übersteuerte Aufnahme. Die Anzeige am VMS4 hat einen 10db Headroom und Pegelt bei +7 im Roten Bereich rum – naja wie gesagt das digitale ist ausschlaggebend. Lasst euch nicht von Knacksern verunsichern – So ein Crackle kann schon mal komplett übersteuern – da könnt ihr aber auch mit dem besten Werkzeug nix zaubern der Fehler ist auf der Platte. Es gibt diverse Werkzeuge um Knackser zu entfernen aber immer etwas zu lasten des Audiosignals. Interessierte lesen bitte HIER. Auch hier sollte man sich im klaren sein: Einen Knackser oder sogar eine Stelle wo die Nadel springt kann man nicht auf der Platte reparieren – man kann versuchen das Auflagegewicht der Nadel etwas zu erhöhen – das wars auch schon. Je nachdem wie oft die Platte schon gelaufen ist und wo sie gelaufen ist gehört das einfach zu „Alterung“ des Mediums – aber deshalb lieben wir Vinyl ja auch! So etwas konserviert man mit einem Achselzucken einfach mit ¯\_(ツ)_/¯

Hat man so sein Setup abgestimmt geht es ans Vinyl. Ich las letztens einen Beitrag wie man Vinyl am Besten pflegt ^^ Okay mal im Ernst: Hat sich das irgendwann geändert? Antistatik-Bürste oder Tuch und einen Pinsel für die Nadel. Wir gehen hier mal von einer Plattenkiste aus die man nicht kennt. Ich halte nix von einer „Plattenwaschmaschine“ – das ist rausgeschmissenes Geld. Genauso kann man sich das Geld für spezielles Reinigungsmittel sparen.
Ich mach das Oldscool: Eimer, Fit, handwarmes Wasser, einen weichen Putz/ Abwaschlappen ein sauberes Baumwoll Abtrocken Handtuch (ohne Semmelkrümel oder Fett ^^)

Wir wollen den Analogen Sound möglichst ohne Knistern – was macht knistern… richtig Staub. Also waschen wir mit Fit Wasser die Plattenrillen sauber damit sich auch jahrelang angesammelter Staub löst. Den nassen Lappen leicht aus wringen damit es nicht so klitsch-nass wird und vor allem das Label in der Mitte braucht nicht unbedingt nass werden. 3-4 mal pro Seite rund abwischen und dann mit dem Abtrocken Tuch ebenfalls in runden Bewegungen trocknen… Auflegen – Los gehts. Und ihr werdet Staunen wie schnell in dem Wasser der Schmutz zunimmt.

Beim Nachbearbeiten streiten sich die Geister. Ich hatte mit so einem Audio Restaurations Lab von Magix meine Platten als erstes 2008 aufgenommen – gesampelt dann Rauschen und Knackser entfernt – Das Ergebnis hat mich eine Zeit befriedigt aber nun mache ich mir die Arbeit nochmal und gehe anders vor. Beim A-B Vergleich meiner alten Aufnahmen ist eindeutig weniger Rauschen da. Aber eben auch weniger Höhen Brillianz. Denn Rauschen ist eine hochfrequente Welle, bei der gefiltert auch einige Hohe Frequenzen des Audio Signals abgesenkt werden. Da kann man zwar mit EQ dann gegenwirken aber ich möchte jetzt wie gesagt lieber den puren Analogen Klang der Platte mit allen Knacksern und eben dem typischen Rauschen konservieren.

Die Hersteller werben ja mit bestimmten Tools die die Aufnahmen „verbessern“ sollen. Man muss sich aber nur Überlegen: Das Signal auf der Platte ist bereits gemastert. Man sollte hier wirklich überlegen ob ein Master-Plugin oder EQ wirklich eine Verbesserung ist oder man nicht besser Augenmerk auf das bestmögliche Abtasten / Aufnehmen legen sollte. Ein hochwertiges Abtastsystem kann hier mehr bewirken als Digitale Zauberei.

Einzig sinnvoll ist mMn hier im Nachgang das Normalisieren auf 98% Pegelintensität – das zieht leider auch das Rauschen etwas auf aber damit ist das Signal voll digital ausgepegelt. Hier sollte man gern auch mal die Pegel vergleichen ( rückgängig ) – Durch Knackser kann es passieren das der Pegel eher abfällt als aufgefüllt wird. Dann sollte man lieber das original lassen.

Zu letzt noch ein Wort des Formats: Ganz Audiophile legen wert auf höchstmögliche Qualität – kann man machen ist aber bei mancher Musik einfach Quatsch. Natürlich kann man Aphex Twin auch mit 196 khz FLAC genießen – aber Speicherplatz ist eben irgendwann voll.


Bildquelle

Ich hatte die Aufnahmen 2008 mit 44Khz 16 bit gemacht und als MP3 mit 160kbs abgespeichert (~7MB pro Track) – einfach aus Economischen Gründen da die Platte bald platzte. Heute sieht das nicht anders aus aber die Größenordnungen sind etwas anders. Ich habe jetzt MP3 mit 320kbs als Standard und nehme mit 48Khz 16 bit auf, was DVD Soundstandard entspricht. Das ist ausreichend – besser wird eine Vinyl auch mit 196Khz nicht klingen schon alleine weil das System am Plattenspieler nominalen Frequenzgang von 20-22000 Hz besitzt.

Aber mag jeder experimentieren – mir geht es heute nur darum aufzuzeigen, dass man sich nicht von Digitalen Zauberwerkzeugen blenden lassen soll!

Kurz noch was zu verwellten Platten. Das ist an sich kein Problem – nur selten hört man durch die physische Verformung auch ein leiern oder es springt die Nadel. Es ist nur unschön wenn das System so hibbelt wie ich wenn ich auf Post warte.

Abhilfe: Vinyl bügeln nennt man das. Im Baumarkt 2 große Fliesen holen (mind. 30x30cm) – im Ofen auf 50 grad erhitzen (nicht Wärmer!!!) – herausnehmen – Das Vinyl in der Papierhülle zwischen die Fliesen mit der glatten Seite jeweils oben und unten und abkühlen lassen (1-3 Stunden)

Risse sind dagegen nicht reparabel. Hier springt zwangsläufig die Nadel und im schlimmsten Fall zerstört euch das die Nadel. Aus solchen Platten lassen sich aber dekorative Schüsseln für Kekse oder Bonbons herstellen ^^

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